Inhaltsverzeichnis
In den folgenden Überlegungen gehe ich von einigen von Hans Albert vorgetragenen erkenntnistheoretischen Annahmen aus, die von mir ohne Vorbehalte als Grundlage akzeptiert werden, und darauf aufbauend versuche ich, diese Ansätze pluralistisch und relationistisch zu erweitern. Dabei liegt es nahe, vor der im engeren Sinne erkenntnistheoretischen und wissenschaftsmethodischen Fragestellung auf bestimmte ontologische, ja metaphysische Voraussetzungen einzugehen. Ich beginne mit dem Begriff des kritischen Realismus, dessen Thematik schon von Oswald Külpe und nach ihm von Karl Popper diskutiert worden war. Nach Alberts eigenen Formulierungen (Kritischer Rationalismus, S. 16; Die Wissenschaft und die Fehlbarkeit der Vernunft, S. 119) involviert der kritische Rationalismus zwei Thesen:
die ontologische These, dass es auch unabhängig vom menschlichen Erkennen eine in differenzierter Weise strukturierte Wirklichkeit gibt, und
die erkenntnistheoretische These, dass diese Wirklichkeit zumindest bis zu einem gewissen Grade für uns erkennbar ist, und dass wir in den Wissenschaften danach streben, ihre Strukturen immer zutreffender zu klären.
Albert sieht beide Thesen als letztendlich metaphysische Setzungen an, die sich aber sowohl im Alltagsleben als auch in der (real)wissenschaftlichen Forschung bewährt haben.
Die ontologische These, dass es eine vom menschlichen Erkennen unabhängig existierende Wirklichkeit gibt, kann ich nur unterstreichen: Ja, es gibt solche Wirklichkeit, ohne Zweifel; es gab sie schon, bevor ich selber lernte, einige Ausschnitte daraus zu erkennen, und ich bin sicher, dass es diese Wirklichkeit auch schon gab, bevor die ersten Menschen begannen, über sie nachzudenken. Und wenn es einmal keine Menschen mehr geben sollte (was der Mensch so gut er kann und solange wie möglich verhüten sollte), dann wird es diese Wirklichkeit immer noch geben. Die Welt braucht nicht das Erkanntwerden durch den Menschen, um existent zu sein, und sie kümmert sich auch nicht um ihn. Das muss er schon selber tun! Auch die zweite These kann eigentlich nur Zustimmung finden, obwohl sich hier einige Probleme auftun.