2.3.6.9. Rassismus

Vom weltanschaulich-religiös völlig neutralen biologischen Begriff der Rasse komme ich nun, in Anknüpfung vor allem an Gobineau und Chamberlain, zum Begriff des "Rassismus". Mit Rassismus bezeichnen wir Ideologien, in denen vermeintliche oder auch tatsächliche Unterschiede zwischen menschlichen Rassen als Grundlage für die Legitimierung von Ansprüchen der eigenen Gruppe oder für die Diskriminierung von anderen Menschen herangezogen werden. Ich will nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass eine solche Verwendung des Rassenbegriffs den wissenschaftlich soliden Biologen von Darwin bis heute völlig fern lag und liegt. Dennoch wird selbst in Fällen, in denen es gar nicht um Rassenunterschiede geht, der Begriff "Rassismus" auch heute noch häufig in ganz unscharfer Form und nur noch mit pejorativer Absicht gebraucht. Angesichts der vielfältigen auch außerbiologischen Bezugsmöglichkeiten besteht die Gefahr einer "Überdehnung" des "Rassismus"-Begriffs, der dann zur Bezeichnung von jeglicher Art von Diskriminierung oder zur Kennzeichnung aller Arten eines "weißen", eurozentrischen Handelns benutzt werden kann. Es erscheint daher als sinnvoll, den Begriff des Rassismus wieder an den Begriff der Rasse zu binden. Nur durch den ausdrücklichen Bezug auf eine wenn auch laienhaft verstandene "Rasse", und für deren pseudowissenschaftliche und ideologische Verwendung zur Legitimierung der eigenen Gruppe und zur Diskriminierung anderer Menschen, lässt sich ein so verstandener Rassismus von anderen Formen der Selbst- und Fremdausgrenzung (religiöser Judenhass, Türkenhass, Muslimenhass, Ausländerhass, Fremdenhass) unterscheiden. Neben den Extremformen solchen Hasses gibt es natürlich auch schwächere Ausprägungen bis zum alltäglichen Mosern der Bayern gegen die Preußen. Das braucht ja nicht gleich in eine Schlägerei auszuarten.

Wenn "Rassismus" nicht ideologisch als Schimpfwort verwendet wird, lässt sich besser über die Sachen diskutieren und kann man sachlicher zu Konflikten Stellung nehmen, die dann klarer verstanden und mit besserer Argumentation verdeutlicht werden können. Die dümmlichste Definition von "Rassismus" stammt übrigens von Jutta Ditfurth. Sie sagte: "Wer den Begriff Rasse verwendet, ist ein Rassist". Ich sehe das als einen Fall von Selbstverdummung an, denn ihr Vater, Hoimar von Ditfurth, hatte bestimmt noch mehr Ahnung davon, und ich gehe davon aus, dass er sie nicht geheimgehalten hat. Der Versuch, alle Unterschiede zwischen Menschen als umweltbedingt oder als Effekt unterschiedlicher Lerngeschichten (weg) zu erklären, muss als schon im Ansatz verfehlt gelten. Denn schon Kinder können wissen, dass Schwarzafrikaner oder Südinder auch im hohen Norden, auch wenn sie in zweiter oder dritter Generation in Nordeuropa geboren sind, bei vermiedener Rassenmischung weiterhin dunkel pigmentiert sind, und der schweinchenfarbene Nordeuropäer schafft es auch in Afrika bei besten Willen nicht, weder in seinem eigenen Leben noch in mehreren Generationen von Ehen mit schweinchenfarbenen Partnern, so richtig schön dunkelhäutig zu werden.

Beim Rassismus geht es auch gar nicht um die tatsächlichen Unterschiede zwischen Menschen, schon gar nicht um die genetisch bedingten, sondern offenbar nur um ihre soziale Bewertung. Ein Rassist ist jemand, der eine ganze Gruppe von Menschen wegen ihrer rassischen Eigenschaften, schon wegen ihrer Haut- und Haarfarbe, oft auch nur wegen Merkmalen, die er irrtümlich für rassisch bedingt hält, für minderwertig erklärt und sich selber etwa wegen seiner blauen Augen für höherwertig hält. Er sollte lernen, dass Menschen, die sich in Rassemerkmalen von Menschen anderer Rasse unterscheiden, einfach nur anders sind, nicht besser und nicht schlechter. Und sie können sich in noch vielen anderen Hinsichten voneinander unterscheiden, und das ist gut so, wie der Berliner Bürgermeister Wowereit in eigener Sache, aber im Prinzip ganz richtig, so treffend gesagt hat.