2.3.8. Zum Kampf der katholischen Kirche gegen die Abtreibung

  1. Das Abtreibungsverbot der katholischen Kirche korrespondiert mit ihrem Vermehrungsgebot, das sie von der für das Christentum grundlegenden jüdischen Religion übernommen hat: Das Auserwählte Volk soll sein "wie Sand am Meer"!

  2. Das Vermehrungsgebot ist eine Viehzüchter-Ideologie: es soll so viel Schafe in der Herde des guten Hirten geben wie irgend möglich! Das Vermehrungsgebot macht die Menschen zum Vieh: je größer die Herde des Nomaden, um so größer sein Stolz: so sind den Masai ihre 100 mageren oder verhungernden Rinder mehr wert als 50 fette! Wem fallen dabei keine Parallelen ein, siehe Punkt 5!

  3. Wegen des Vermehrungsgebotes war es eine Todsünde, daß Onan sich weigerte, an Stelle seines verstorbenen Bruders mit dessen Witwe für weitere Nachkommen zu sorgen. Er vergeudete seinen Samen im Coitus interruptus "ins Leere", und dieses Vergehen machte die Sünde aus, nicht die Selbstbefriedigung. Gott strafte Onan mit dem Tode!

  4. Auch die heutige katholische Kirche ist noch vermehrungsorientiert. So gilt der Nichtvollzug der geschlechtlichen Vereinigung als hinreichender Scheidungsgrund, als wären Eheleute so etwas wie Zuchtvieh, das man bei Misslingen der Besamung neu zusammenstellen könnte, ohne Rücksicht auf sie seelisch-geistigen Beziehungen der Ehepartner.

  5. Die vielfach (vor allem in Afrika) erwiesenen Korrelationen zwischen Kinderreichtum, Armut, Säuglings- und Muttersterblichkeit, Analphabetismus und AIDS kümmern die katholische Kirche nicht. Für sie sind 100 hungernde Katholiken offenbar erstrebenswerter als 10 satte Heiden!

  6. Die katholische Kirche bewahrt unter ihren Geistlichen bis in die oberste Spitze ein biologisches Analphabetentum. So gern sie sich auf "die Natur" berufen, so wenig sind sie über natürliche Vorgänge informiert. Sie wissen anscheinend nicht, daß "die Natur selber dafür sorgt", daß viel mehr gesunde als kranke Kinder geboren werden. Befruchtete Eizellen und auch noch Embryonen mit genetisch oder traumatisch bedingten Schädigungen tendieren zum spontanen Abort, und das ist gut so. Es ist ein schuldfreier biologischer Vorgang. Leider wehrt sich der katholische Klerus dagegen, selber biologisch aufgeklärt zu werden und eine Aufklärung der Gläubigen zuzulassen.

  7. Die katholische Kirche, die über Jahrhunderte so großzügig im Töten erwachsener Ungläubiger und Häretiker war, die ihren Priestern das Segnen von Soldaten und Waffen erlaubte (immer noch in der Tradition des Heiligen Krieges zur Verbreitung des Glaubens und ggf. Eroberung eines Gelobten Landes) und die sich in vielen Ländern noch nicht von der Todesstrafe distanziert hat, sie bezeichnet Abtreibung als Mord. Sie unterstellt damit "Mordlust und Grausamkeit oder andere niedrige Beweggründe, die auf tiefster Stufe stehen, sowie eine besonders verwerfliche Gesinnung." Ist damit der Arzt gemeint, der nach den Regeln ärztlicher Kunst den Eingriff vornimmt? Oder die schwangere Frau, die den Eingriff erbeten hat, weil sie für ihre Leibesfrucht nach der Geburt keine guten Lebensmöglichkeiten sehen oder herbeiführen kann? Es gibt im gesamten Strafrecht keinen vergleichbaren Fall, wo eine Tötung, um die es sich ja handelt, so umstandslos zum "Mord" erklärt werden könnte. Anstatt jene Frauen, die in einer solchen sozialen Notlage sind, daß sie sich zur Abtreibung gezwungen sehen, auch noch zusätzlich zu kriminalisieren, sollte die Kirche vielmehr den Frauen, die unter günstigeren Bedingungen ihr Kind gerne austragen würden, soziale und finanzielle Unterstützung anbieten, die ihnen ein menschenwürdiges Leben auch mit Kind ermöglicht.

  8. Die katholische Kirche sollte damit aufhören, die Augen zu verschließen vor den dramatischen Auswirkungen einer immer noch zunehmenden Übervölkerung des Planeten Erde. Sie sollte vielmehr die außerhalb des Katholizismus und des Islam weltweit akzeptierte Forderung nach Geburtenbeschränkung wenigstens tolerieren. Ein Kind sollte auch nicht nur vor dem Hungertod bewahrt werden, sondern darüber hinaus Chancen erhalten, gesund und mit ausreichenden Bildungsmöglichkeiten aufzuwachsen.