Die Frage ist nicht nur in Bosnien aktuell: "Wer rettet uns vor den Befreiern?!" Es gibt offenbar "Hilfen", die demjenigen, der sie erhält, gar nicht gut tun, gegen die er sich sogar wehren müsste (wenn er dies nur könnte!). Wenn jemand in Not ist, muss er sehr darauf achten, dass er nicht zusätzlich durch selbsternannte "Nothelfer" belastet wird. Ein schlimmes Beispiel dafür sind die Kredithaie, die so großzügig "Geld sofort!" anbieten, aber in Wirklichkeit den ohnehin schon verschuldeten Kreditnehmer zusätzlich ausnehmen durch Wucherzinsen, die ihn noch tiefer ins Minus abrutschen lassen. Es ist auch leicht, dem Glatzköpfigen neuen Haarwuchs zu versprechen: man muss nur versichern, dass die Methode X garantiert wirkt, ... wenn das teure Wundermittel lange genug angewendet wird. So lange jedenfalls, bis der Produzent des tatsächlich wirkungslosen und in der Herstellung konkurrenzlos billigen Mittels viel Geld damit verdient hat. Wenn die positiven Auswirkungen der Kur nicht bald zu spüren sind, kann sich der Hilfenverkäufer durch wahrhaft wohlfeile Ausreden gegen Kritik verteidigen: das Mittel sei zu gering dosiert worden (= es soll noch mehr davon gekauft werden!), es sei nicht richtig angewendet worden, der Anwender habe nicht stark genug an die Wirkung geglaubt, und gerade die Verschlechterung des Befindens, etwa der vermehrte Haarausfall, lasse erkennen, dass die Störung auf das Mittel "reagiert". Erst nach solcher Verschlechterung könne die Besserung eintreten. Solche Argumente sollten einen Hilfesuchenden sehr wach und kritisch werden lassen, möglichst bis zum Verzicht auf solche "Hilfe".
Am sichersten gefeit gegen kritische Nachprüfung sind Versprechungen, die erst nach dem Tode des Hilfesuchenden, etwa im Jenseits, in Erfüllung gehen. Glaubhafte Erfolgsberichte sind hier rar; ich kenne auch kaum jemanden, der sich nach seinem Tode darüber beklagt hätte, dass es bei ihm mit dem Weiterleben nicht geklappt habe. So ist derjenige, der es verspricht, vor Regressforderungen ziemlich sicher. Schon im Diesseits lässt der volle Erfolg einer Hilfe manchmal lange auf sich warten. Sie hilft zwar schon ein bisschen, aber noch nicht genug, und so lange muss noch weitere Hilfe in Anspruch genommen und bezahlt werden, ggf. auf Dauer. Da hat einer einen Helfer am Hals, den er nicht mehr los wird, oder dem er auf ewig Dank schuldet, schon fürs Helfen, bei noch ungewisser Erfolgschance.
Das Umgekehrte fände ich besser: Der Helfer verspricht nur wenig (nur das, was wahrscheinlich in kurzer Zeit erreichbar ist), seine Hilfsmaßnahmen setzen aber bald (oder gar sofort) ein, und ihre positive Wirkung zeigt sich gleich oder in wenigen Tagen; dem Hilfesuchenden geht es schon besser und auch andere Personen können dies feststellen. Wünschenswert wäre auch, der Hilfesuchende bräuchte die von ihm in Anspruch genommene Hilfe erst zu bezahlen, nachdem ihre gute Wirkung eingetreten ist. Auch den Videomechaniker bezahle ich ja erst, wenn mein Fernseher wirklich wieder funktioniert. Gegen ein solches Erfolgshonorar könnte nur sprechen, dass ein Kunde den Erfolg einstreichen könnte, ohne ihn zuzugeben und ohne die ihm erwiesene Hilfe angemessen zu bezahlen.
Ideal wäre natürlich, wenn schon durch eine einmalige Hilfe eine auf Dauer positive Auswirkung erreicht werden könnte. Das gelingt nur selten. Viel gewonnen wäre schon durch eine gezielte Hilfe zur Selbsthilfe, deren Erfolg der Hilfsbedürftige bald spüren kann und dann keine Fremdhilfe (und keinen Helfer!) mehr nötig hat, oder jedenfalls nur noch eine weniger intensive Hilfe braucht, die er auch nur seltener in Anspruch nehmen muss.
So könnte man abschließend sagen: Ein guter Helfer macht sein Helfen und damit sich selbst überflüssig. Es gibt ja genügend andere Hilfesuchende, denen er vielleicht ebenso prompt und wirksam helfen könnte, vor allem wenn es ihm gelingt, sie dazu anzuleiten, sich nach Möglichkeit selbst zu helfen.