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Das Substantiv „Heil“ ist abgeleitet von einer gemeingermanischen Wurzel *haila- mit der Bedeutung „günstiges Vorzeichen, Glück, Gesundheit“, und diese war mit nur geringen lautlichen Abweichungen schon im Altisländischen, Altenglischen und Althochdeutschen vorzufinden. Im Mittelhochdeutschen bedeutet „heil“ auch „glücklicher Zufall“, sowie „Beistand, Rettung, Heilung“. Das Adjektiv „heil“ kommt mit etwas verändertem Lautstand auch in außergermanischen indoeuropäischen Sprachen vor, so im keltischen Kymrisch: coel „Vorzeichen“ und im slawischen Russisch: celyj „heil, unversehrt, vollständig, ganz“. In den germanischen Sprachen finden wir dieses Adjektiv in einer Auffächerung verschiedener Bedeutungen vor, von „gesund, frisch, ungeschwächt, unversehrt, unverletzt, geborgen, gerettet“ bis zu „vollständig, ganz, heil“ (im Sinne von „nicht kaputt“). Dem entsprechend variiert das Verb „heilen“ zwischen „selber gesund oder heil werden“ und „jemanden gesund oder heil machen“, dies etwa im Kinderspruch „Heile, heile, Segen, ...“
Ursprünglich ging es beim Heil wohl darum, in einem Kampf das Glück gehabt zu haben, dennoch unverletzt und unversehrt geblieben zu sein, oder nach einem Unfall oder nach einer Krankheit wieder gesund, ungeschwächt und frisch zu sein. Und das „günstige Vorzeichen“ war eben dadurch günstig, dass es dem Helden einen erfolgreichen Ausgang des Kampfes verhieß, den er also wohlbehalten überstehen würde, und der religiöse „Zauber“ sollte dies mit Hilfe der Götter bewirken. Solches „Glückhaben in der Gefahr“ ist wohl die Grundbedeutung des Wortes „Heil“, und es ist bis heute noch die Zielrichtung von Glückwünschen, in denen man jemandem auch „Heil (oder Glück) und Segen auf allen Wegen“ wünschen kann. Ein solcher Wunsch soll dazu dienen, Unheil abzuwenden, und es hängt von der antizipierten Gefahrensituation ab, was im Einzelnen als Unheil zu befürchten ist, etwa Niederlage im Kampf, Verletzung, Krankheit oder Tod, oder auch nur das Versagen in einer mündlichen Prüfung.
Das Substantiv „Heil“ ist in unserer neuhochdeutschen Sprache weitgehend
vom Wort „Glück“ abgelöst worden: Wenn jemandem etwa bei einem Sturz oder
Unfall nichts Schlimmes passiert ist und er unverletzt geblieben oder wieder
gesund geworden ist, dann hat er „Glück gehabt“, oder wenn ein Gegenstand
wegen einer Ungeschicklichkeit fallen gelassen wurde, dann kann er „zum
Glück“ ganz geblieben sein. Und statt mit „Heil Dir“ grüßen Bergleute mit
“Glückauf!“