2.4.12.2. Fremdenfeindlichkeit oder Konkurrenz um Auserwähltheit?

Orientiert am vagen Begriff „Fremdenfeindlichkeit“ wird leicht übersehen, dass viele Menschen die Tendenz haben, in ihrer Nachbarschaft lebende Menschen mit sehr ähnlicher äußerer Erscheinung (was Haut-, Haar- und Augenfarbe betrifft), mit gleicher Sprache und annähernd gleichen Umgangsweisen dennoch abzulehnen, ja sogar zu hassen, falls diese einen anderen Glauben bekennen als sie selbst. Dagegen konnte in Deutschland ein sehr dunkel pigmentierter kraushaariger Mann mit erkennbar fremdsprachlichem Akzent, wie der Schlagersänger und Alleinunterhalter Roberto Blanco, weithin akzeptiert und sogar beliebt sein, wenn er nur über die gleichen Witze lachen kann wie sein Publikum und auch im übrigen keinerlei ideologische Eigenständigkeit betont.

Schwer erträglich kann es offenbar sein, wenn jemand davon überrascht wird, wenn ein ihm im Grunde ähnlicher Mensch dennoch in religiös-ideologischer Hinsicht als entscheidend anders erscheint. Gerade dadurch droht seine eigene weltanschauliche Orientierung in Frage gestellt zu werden. Wenn etwa ein ansonsten ganz unauffälliger Mitbürger sich herausnimmt, ein zu lautes oder zu häufiges Glockenläuten zu kritisieren, dann kann sein christlicher Nachbar richtig böse werden. An diesem Beispiel und an anderen Phänomenen können hochaggressive Reaktionen fundamentalistischer Gruppen auf die drohende Einschränkung ihrer monopolistischen Ansprüche durch Andersgläubige und Nichtglaubende diskutiert werden.