2.4.15.6. Ursachen in der Arbeitssituation und der betrieblichen Gesamtsituation

Die Ausgangssituation für betriebliches Mobbing ist meist ein ungelöster oder schlecht bearbeiteter Konflikt zwischen zwei oder mehreren Personen. Dabei erleben sich beide Konfliktparteien meistens als bloß Reagierende: angefangen hat immer der Andere. Dahinter steht oft ein vages Empfinden von Druck oder Bedrohung, wenn etwa ein massiver Arbeitsplatzabbau droht oder schon im Gange ist, oder wenn ein hoher Leistungsdruck besteht, ungünstige Arbeitszeitregelungen zusätzlich belasten und wenn ein hoher Wettbewerbsdruck am Markt ein stark konkurrenzorientiertes Betriebsklima fördert. Im Einzelnen kann der Gemobbte auch von seiner Tätigkeit fachlich oder emotional überfordert sein.

Eine deutliche Überrepräsentation von Mobbingfällen gibt es im Gesundheits- und Erziehungsbereich, in der öffentlichen Verwaltung und im Kreditgewerbe. In Großbüros mit mehreren Arbeitsplätzen kann das zu einem "Fenster-Lüftungs-Streit" eskalieren. Mobbing ist somit ein besonderes Problem der Angestellten, Beamten, zwischen "Kollegen" untereinander; ein Problem auch der Führungskräfte, wo schließlich ein Mobbing auch von den Vorgesetzten ausgehen kann. An der Spitze der Pyramide wird es eben immer enger, da ist wenig Platz zum Ausweichen! Unterdurchschnittlich häufig ist Mobbing dagegen in den Bereichen Verkehr, Baugewerbe, Energie-/Wasser- und Landwirtschaft, also draußen im Freien, wo Menschen einander leichter ausweichen können. Zur Prävention von Mobbing kann es daher dienen, wenn man den einzelnen Mitarbeitern größere Entscheidungs- und Handlungsspielräume lässt.

Dem von Mobbing Betroffenen legt Premper nahe, frühzeitig Grenzen zu ziehen und konsequent aus dem üblen "Spiel" Mobbing auszusteigen. Die Analyse des Mobbing-Geschehens und der eigenen Ressourcen und Schwächen kann im Ergebnis auch zu der Erkenntnis führen, dass es klüger und förderlicher ist, das Konfliktfeld zu verlassen und sich um einen anderen Arbeitsplatz zu bemühen. Aber das Fehlen solcher Möglichkeiten kann geradezu eine Hauptbedingung für das Aufkommen von Mobbing-Interaktionen sein!