Beim Mobbing kommt es, im Unterschied zum Streit zwischen gleich starken Partnern, eher zu a-symmetrischen Auseinandersetzungen mit deutlicher Unterscheidung von Täter- und Opfer-Rolle. Dabei können auf beiden Seiten Emotionen wie Ärger (Wut, Zorn, Hass etc.) oder Angst (Furcht, Depression, etc.) sehr zur Eskalation eines Mobbing-Geschehens beitragen. Folgende Tätertypen können nach Premper unterschieden werden (von mir in einigen Punkten ergänzt):
A) Sthenische (H. Sch.: kraftvoll handelnde) Täter
Angestauter Ärger und Wut motivieren den Täter zu kränkenden und schädigenden Handlungen (in denen er sich selber gar nicht als "böse" erlebt), deren gravierende Wirkungen der Täter nicht vorbedacht hat.
Der Täter versucht aus einem starken Bedürfnis nach Machtausübung bewusst, einen missliebigen Mitarbeiter oder Kollegen an den Rand oder aus der Organisation zu drängen. Ein solches mikropolitisches Mobbing wird auch als "inoffizielle Personalarbeit" bezeichnet. In diesem Zusammenhang kann Mobbing von oben als organisatorische Maßnahme eingesetzt werden, die schließlich zum Entzug von Entscheidungskompetenzen führt.
B) Asthenische (H. Sch.: aus Schwäche agierende) Täter
Mobben zur Selbststabilisierung
Aus dem Gefühl des eigenen Bedrohtsein in einem für den Selbstwert relevanten Bereich hat der Mobbing-Täter ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung und Bewunderung. Er hat Angst davor, in irgendeiner Hinsicht unterlegen oder nicht anerkannt zu sein, oder gar für unfähig oder dumm gehalten zu werden. Beim Barras (Militär) waren die schlimmsten Schleifer immer die, die gerade erst Gefreiter oder Unteroffizier geworden waren. Die Mediokrität des Mobbing zeigt sich in dem Verhalten von Leuten, die keinen Sinn für das Besondere haben, weil nichts an ihnen selber etwas Besonderes ist. Wirklich überlegene Menschen dagegen können generös (großmütig) sein.
Mobben zur Sicherung des eigenen Status
Als Bedrohung des eigenen Status wird empfunden, wenn Andere den Eindruck gewinnen könnten, man sei seinen Aufgaben nicht mehr gewachsen oder sein Geschick und seine Fähigkeiten reichten nicht mehr zur sachgerechten Anleitung, Kontrolle und Führung der zugeordneten Mitarbeiter aus. Der Betreffende hat dann Angst vor Autoritätsverlust und Machteinbuße, und ggf. aktuelle Furcht, aus der eigenen Position verdrängt zu werden. Das verstärkt wiederum die Angst, von Anderen nicht mehr ausreichend informiert zu werden. Die eigenen Mängel und Fehler werden dann anderen zugeschrieben, andere werden zum "Sündenbock" gemacht oder es kommt zur "Radfahrer-Reaktion": nach oben buckeln und nach unten treten.