2.5.2.3. Epikurs Lebenspraxis

Da liegt die Frage nahe: Wie sah es damit in Epikurs Lebenspraxis aus? Dazu ein paar Anmerkungen:

Epikur hat sich schon in früher Jugend mit Philosophie befasst. Das lässt auf früh erwachte und sorgsam gepflegte geistige Interessen schließen, und dazu musste er sich einer gewissen geistigen Askese befleißigen und zumindest lesen und schreiben lernen und darüber hinaus sich in die Werke früherer Philosophen, etwa des Aristoteles, vertiefen. Offenbar war Epikur belesen und in vielen Wissenschaften kundig, aber mit der Tendenz zur Eigenständigkeit (er hat wenig abgeschrieben). In der Tat hat Epikur ernsthaft Philosophie studiert, er war Schüler mehrerer Philosophen, schließlich am stärksten beeindruckt und beeinflusst von der Philosophie des Leukipp und des Demokrit, also von der Schule des vorsokratischen Atomismus. Mit egoistischem Leichtsinn hätte er alles dies nicht erreichen können.

Epikur war ein erfolgreicher und beliebter akademischer Lehrer. Er hatte als Ort und Rahmen seiner Lehrtätigkeit in Athen einen großen Garten, den "kepos", mit einem Gartenhaus erworben, nach dem auch seine Schulrichtung als "Philosophie des Gartens" bezeichnet wurde. Das macht ihn mir sehr sympathisch. Als ehemaliger Gartenbesitzer möchte ich darauf hinweisen, dass ein Garten gepflegt werden muss, wenn man ihn nicht verwildern lassen will, und dass diese Pflege notwendigerweise mit interessierter Zuwendung, mit Arbeit, zumindest mit Aufsicht und mit Einsatz angemessener Mittel verbunden sein muss. Unter Epikurs Schülern (es war ein großer Freundeskreis) waren auch Frauen und Sklaven, und er hat sich bis über seinen Tod hinaus sehr um das Wohlergehen seiner Schüler gekümmert, so noch in seinem ausführlichen Testament. Schon zu seinen Lebzeiten wurde er von seinen Schülern sehr verehrt, offenbar aus guten Gründen. So war Epikur nicht nur ein Theoretiker des Glücks, sondern auch ein Praktiker des Glücklichmachens.