2.5.4.4. Argumente für die Überschaubarkeit eines Ordnungssystems

Nach all diesen Zahlenspielereien, die bitte nicht als esoterisch-kabbalistisch missverstanden werden sollten, sondern vor allem praktisch und ästhetisch begründet sind, will ich noch einige weitere Argumente vorbringen, die für eine anschaulich erfahrbare und genügend handlungsleitende Vielheit sprechen. Die Wahl einer Zahl zwischen 1 und 10 hat als erstes zu tun mit dem, was man die Enge des Bewusstseins nennt. Man kann kaum mehr als 10 verschiedene Inhalte zur gleichen Zeit bewusst erfassen. Als zweites spricht für eine im dekadischen System einstellige Zahl der Umstand, dass wir nur 10 Finger (einschließlich der Daumen) haben, und zwar ähneln wir damit einigen primitiveren Wirbel- und Säugetieren. Mit Hilfe von 10 Fingern kann man gerade noch 10 Beispiele, Argumente, Namen, Begriffe, Dinge etc. aufzählen (auch Gott hat dies offenbar mit seinen 10 Geboten so getan), aber über die 10 hinaus können auch 2 Ohren und 10 Fußzehen, 2 Arme und 2 Beine etc. nicht recht weiterhelfen. Noch beschränkter ist die Zahl der Handlungen, die man in kurzer Zeit nacheinander vornehmen kann, ohne eine schriftliche Anweisung zu Hilfe zu nehmen. Schon bei 4 Sachen, die ich einkaufen sollte, habe ich mir schließlich nur gemerkt, dass es vier waren. Aber welche? Das schreibe ich mir dann doch lieber auf. Wenn dann noch die Reihenfolge vorgeschrieben wird, wie bei einem Koch- oder Backrezept, dann kann nur die oder der Erfahrene auf schriftliche Hilfen verzichten. Aber blättern Sie mal in Rezeptbüchern: die meisten Rezepte beschränken sich auf weniger als 12 Zutaten, und wie schon gesagt kam auch Gott bei seinen Geboten mit 10 aus. Das 11. Gebot ist offenbar schon früh vergessen worden, vielleicht hat schon Gott selber nicht mehr daran gedacht: "Du sollst nicht alles glauben, was dir gesagt wird!" Angloamerikanische Wissenschaftler kannten ein anderes 11. Gebot: "Don't generalize!" ("Hüte dich vor vorschnellen Verallgemeinerungen!").

Mit diesen drei Begründungsarten (Enge des Bewusstseins, Zahl der Finger, begrenzte Anzahl von aktuell realisierbaren Handlungsanweisungen) hängt wohl zusammen, dass auch einige uns vertraute Klassifizierungen auf weniger als 10 Einzelinhalte begrenzt sind oder dass man sie gern auf einen solch geringen Umfang begrenzen möchte. Die 5%-Klausel stellt sicher, dass in unsere Parlamente nach der Wahl nicht viel mehr als 6 - 7 Parteien einziehen: CDU, CSU, SPD, FDP, Die Grünen, PDS und je nach Land oder Ort noch die eine oder andere Partei, z.B. der SSWV in Schleswig-Holstein. In einem ganz anderen Bereich, in der Psychologie, versuchen Persönlichkeitstheoretiker, die Vielzahl möglicher menschlicher Eigenschaften und Charakterisierungen mit der Methode der Faktorenanalyse auf wenige voneinander unabhängige Dimensionen der Persönlichkeit zu reduzieren. Ähnlich können auch die verschiedensten intellektuellen Leistungen auf eine geringere Zahl von grundlegenden geistigen Fähigkeiten zurückgeführt werden. In beiden Fällen haben die im Ergebnis plausibelsten Analysen schon rein rechnerisch (z.B. nach dem Prinzip der "simple structure") meist auf Lösungen mit 6 - 8 Dimensionen hingeführt, und die Faktoren der Intelligenz (Verbal Comprehension, Numerical, Spatial, Memory, Reasoning, Perceptual Speed, Fluency) sind vielfach bestätigt worden.

Die Ästhetik der kleineren Zahlen zeigt sich auch in der Umsetzung in regelmäßige Vielecke und vor allem "platonische Körper". Von den letzteren gibt es überhaupt nur 5, und ich wähle aus ihnen den Oktaeder (Achtflächner oder Sechseck-Körper), und in Ergänzung dazu die Fünfeck-Fläche, als die in meiner Sicht schönsten und einfachsten Formen. In diesen Multiversal-Objekten gibt es keinen Punkt, der einzig und allein "oben" oder "bestimmend" wäre. Stattdessen befindet sich in ihnen ein ausbalanciertes System im Gleichgewicht, vergleichbar einem Mobile, das nicht dem Einfluß der Gravitation unterliegt.