3.1.2. Problemstellung

Inhaltlich geht es in meinem Beitrag um die Gravitation oder Schwerkraft, eines der schwierigsten Kapitel der modernen Physik. Aber was heißt hier "schwierig"? Es meint sicher nicht die für jeden Menschen erfahrbaren Phänomene, die ich im nächsten Abschnitt ausführlicher darstellen werde. Schwierig ist auch nicht, seit Newton, ihre mathematische Erfassung und sogar Voraussage. Schwierig wird das Ganze erst, wenn man anfängt, sich Gedanken darüber zu machen, was das eigentlich ist, das da mathematisch so gut beschrieben werden kann, was diese so einfache Gesetzlichkeit

 

F = Schwerkraft
m1, m2 = Massen zweier Körper
r = Abstand zwischen beiden Körpern
G = Gravitationskonstante

physikalisch begründet, wobei "physikalisch" etwas meint, was über Zahlenverhältnisse hinausgehend sich auf etwas Materielles bezieht, das direkt oder auch über größere Entfernungen auf anderes Materielles wirkt oder sich mit ihm in Wechselwirkung befindet. Also irgend etwas, was nicht nur gedacht und berechnet, sondern angetroffen und ggf. technisch gehandhabt werden kann. Mit Einsteins Versuch, in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie die Gravitation mathematisch noch differenzierter, noch verallgemeinerungsfähiger als bei Newton zu erfassen, wurde diese Schwierigkeit nicht behoben. Im Gegenteil, seine höchst anspruchsvollen Formalisierungen entfernten sich so weit vom bisher Vertrauten und erforderten einen solchen Aufwand an Erkenntnisbemühung, dass darüber das grundsätzlichere, eigentlich physikalische Problem, nämlich wodurch die Gravitation bewirkt wird und was in den gravitativen Phänomenen substantiell vor sich geht, erst einmal in den Hintergrund trat, bis es schließlich ganz aus dem Blick geriet und in der Folge fast vergessen wurde. Dem möchte ich in meiner Abhandlung in einer in mehrere Schritte gegliederten Argumentation entgegenwirken.

In den letzten Kapiteln werden auch einige kosmologische Fragen aufgeworfen, in denen es um den Anfang (falls es einen solchen gab!), die Gesamtentwicklung und das mögliche Ende (falls es ein solches geben wird!) unseres Universums gehen wird. Dabei will ich mir erlauben, aus dem Diskutierten auch allgemeinere Überlegungen über den "Lauf der Welt" vorzutragen, die im engen Zusammenhang stehen mit der Monotheismuskritik, die ich im zweiten Kapitel des ersten Teils ausgearbeitet habe und noch weiter zu einer pluralistischen Alternative ausbauen werde. Auch in Hinsicht auf die Kosmogonie soll es mir um eine eher nüchtern-pluralistische Gesamtauffassung gehen, die jedenfalls ausdrücklich als Alternative gemeint ist zu der so verbreiteten dramatischen Geschichte vom Urknall der allerersten Singularität bis zum allerletzten und allerschwärzesten Loch der Löcher. Kosmologie ist "in", und die Bilder von explodierenden Supernovae und ihren in Fetzen nach allen Seiten abgesprengten Überresten sind genau so faszinierend wie die nur unvollkommen abbildbaren Theorien von "Schwarzen Löchern", die ja eigentlich eher unsichtbare superharte Riesen sind, die mit ungeheurer Kraft alle sie umgebenden Himmelskörper und sogar die das Licht vermittelnden Photonen "verschlingen" (in Wirklichkeit wird die sie umgebende Materie, wie wir noch sehen werden, auf diese Massezentren hin getrieben und in ihnen verdichtet). Diese im Prinzip heute beobachtbaren oder erschließbaren Himmelskatastrophen lassen sich in ein Szenario einordnen, das mit dem "Urknall" beginnt, der aus der Rotverschiebung der Spektren von offenbar auseinander fliegenden Galaxien erschlossen wurde. Was da alles auseinander fliegt, das sind riesige Welteninseln in der Art unserer Milchstraße, von denen es offenbar viele hundert Millionen gibt, jede davon wiederum Milliarden einzelner Sterne enthaltend. Allein diese Größenordnungen sich vorzustellen, ist dazu angetan, dass es einem schwindlig werden könnte. Und all das soll seine explosive Flucht nach außen in einer Singularität begonnen haben, in einem unendlich kleinen Massenpunkt von zugleich unendlicher Dichte und Schwere! Da kommt die Frage auf, ob diese Flucht immer so weitergehen wird, oder aber ob alle diese Sternsysteme schließlich, mit ihrer eigenen Schwerkraft einander anziehend, wieder zusammenfallen werden und sich in einem ultimativen „Schwarzen Loch“, quasi einem Loch der Löcher, jedenfalls in einer neuen superharten Singularität vereinigen - die dann möglicherweise in einem weiteren Knall der Knalle (der dann allerdings kein Urknall mehr wäre) explodiert und von neuem auseinander fliegt, bis sie ... da capo al fine? Mein eigener Ansatz, das Ganze des Kosmos zu verstehen, ist gegenüber der himmlischen Dramatik solcher kosmologischer Spekulationen geradezu nüchtern. Am Ende dieser Abhandlung werde ich es unternehmen, meine eigenen theoretischen Vorstellungen zu einem Gesamtbild des Weltenlaufs auszugestalten. Und zwar ohne schöpferischen Erstknall und ohne apokalyptisch-eschatologischen Endzusammensturz!