3.5.3. Aktuelle Anregungen

Erst nach meiner Pensionierung wurde mein Interesse an der Gravitationstheorie und vor allem an ihren korpuskularen Alternativen von neuem geweckt durch den Juristen Christoph v. Mettenheim und sein in englischer Sprache verfasstes Buch "Popper versus Einstein" (Mohr-Siebeck, Tübingen, 1998). Ich habe viel von dem Autor lernen können, vor allem über die komplizierte Geschichte der Gravitationstheorien. Zu denken gab mir auch sein Versuch, in eingehenden Analysen zu beweisen, dass Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie auch logisch und mathematisch nicht stimmig sei. Auf der anderen Seite haben mich seine eigenen Ansätze zu einer Gravitationstheorie nicht in allem überzeugen können. Mein Haupteinwand ist, dass v. Mettenheim offenbar glaubt, auf bestimmte Aspekte der klassischen Äthertheorie nicht verzichten zu können, und dass er die Alternative dazu, nämlich die Gravitationskraft als von einer Korpuskular-Strahlung herrührend zu verstehen, nicht eindeutig herausgearbeitet hat. Ich hatte aber schon bisher und werde auch im Folgenden genügend Anlass haben, mich auf wichtige Diskussionsbeiträge dieses Autors zu beziehen. Am meisten imponiert mir aber sein Mut, es mit einer ganzen Zeitströmung physikalischer Theorienbildung aufzunehmen. Nachdem ich mit dem Autor telefonisch Kontakt aufgenommen hatte, ließ er mir seine später verfasste Arbeit "Albert Einstein oder die Liebe zur Mathematik" zukommen, was ich dann zum Anlass nahm, erstmals meine eigenen Vorstellungen, in denen ich die Gravitation ganz eindeutig als Effekt einer Korpuskular-Strahlung ansah, zu Papier zu bringen und dem Autor zu übermitteln .

Einige Zeit später machte mich mein Sohn Moritz, der von meinem Interesse an alternativen Gravitationstheorien wusste, auf das Februar-Heft 2003 der populärwissenschaftlichen Zeitschrift "P. M." (Peter Moosleitner) aufmerksam, dessen Titelbild eine als Außendruck verstandene Gravitation deutlich machte und in dessen Textbeitrag in großen Zügen die wichtigsten theoretischen Positionen einiger Autoren von "Pushing Gravity" wiedergegeben wurden, des Readers, den ich in meinem historischen Exkurs schon erwähnt hatte und auf den ich im folgenden noch häufig zurückkommen werde. Da wurde mir schlagartig klar: meine eigene Entdeckung, auf die ich so stolz war, war schon mindestens 350 Jahre alt. Ob ich die Fragestellung schon in meiner Jugend von einem der an ihrer Diskussion beteiligten Autoren rezipiert haben konnte und diese nunmehr "kryptomnestisch", als zwar vergessen, aber weiter wirkend, als meine eigene Theorie (re)produziert hatte, kann ich heute nicht mehr klären. Die Aufklärung über die Geschichte der Korpuskulartheorien der Gravitation hat mich nicht enttäuscht, sondern eher beflügelt, nämlich mit den in "Pushing Gravity" ausgebreiteten Informationen von neuem und intensiver in diese Diskussion einzusteigen, und die hier von mir vorgelegte Abhandlung ist das Ergebnis davon. Ich werde in vielen Einzelaspekten auf "Pushing Gravity" zurückkommen.