3.6.2. Die Schwere wird durch Korpuskeln (Gravionen) bewirkt

Im Anschluss an die bisherige Diskussion der "trägen" Masse (3.3. „Trägheit“) möchte ich mich nun wieder dem Problem der "schweren" Masse zuwenden, und zwar weiterhin auf der Grundlage einer auf Korpuskularbewegungen zurückführbaren Physik. Damit bin ich genötigt, als nächstes die Frage zu diskutieren, ob es Korpuskeln gibt oder aus plausiblen Gründen geben könnte, deren Einwirkungen gravitative Effekte auf baryonische Körper haben. Um eine nochmalige Darstellung der physikgeschichtlichen Vorläufertheorien zu ersparen, möchte ich die folgenden Überlegungen beginnen mit den einfachsten, wenn auch noch hypothetischen Grundvoraussetzungen einer schon ausgearbeiteten Korpuskulartheorie der Gravitation vom Typ Le Sage. Ich habe sie zunächst noch ohne Kenntnis des Buches "Pushing Gravity" und der darin referierten Geschichte der Theorienentwicklung seit Fatio de Duillier und Le Sage ausgearbeitet und in eine Diskussion mit Chr. v. Mettenheim eingebracht, konnte sie aber inzwischen in einigen Hinsichten erweitern und präzisieren.

In kürzester Form besagt die Theorie, dass kleinste Materieteilchen (Korpuskeln, Partikel), die sich mit höchster Geschwindigkeit in allen Richtungen (isotrop) im Raum bewegen, die Schwere von Körpern bewirken. Fangen wir an mit den kleinsten Teilchen, mit den Gravionen, wie ich sie von nun an nennen will: Im leeren Raum (ich setze weiterhin voraus, dass es Sinn macht, diesen Begriff zu verwenden) gibt es außer der uns bekannten baryonischen Materie, den Sternen, Sternhaufen, Gaswolken, Galaxien, Galaxienhaufen, außer den Grundbausteinen wie Quarks und den daraus zusammengesetzten Neutronen und Protonen, und außer den Elektronen, Photonen und anderen Elementarteilchen, anscheinend auch noch Korpuskeln, die für uns unsichtbar und auch mit kernphysikalischen Methoden (noch) unbeobachtbar, dennoch aufgrund ihrer spezifischen Wirkungen erschließbar und aufweisbar sind: die Teilchen, welche die Schwerkraft bewirken.

Zur Vereinfachung der Analyse nehme ich an, dass die Gravionen von einer Art sind (Paul Stowe: Dynamic Effects in Le Sage Models, PG 243), von einheitlicher Größe und Masse (sofern bei massebewirkenden Korpuskeln überhaupt von einer Eigenmasse gesprochen werden kann) und rotationsfrei (Barry Mingst and Paul Stowe: Deriving Newton's Gravitational Law from a Le Sage Mechanism. PG 190). Ich stelle keine Behauptungen auf über ihre stoffliche Substanz, außer dass sie unteilbar sind im Sinne der Atome der altgriechischen Naturphilosophen (vgl. H.-H. v. Borzeszkowski und H.-J. Treder: Non-Relativistic Effects in Gravitation. PG 268) oder in der Art von Quanten der modernen Physik (T. Jaakkola, PG 157), dass sie jedenfalls als diskrete Einheiten je für sich den Raum durchqueren (T. van Flandern, PG 96), und zwar in extrem großer Zahl (V. Buonamano, PG 304). Die verschiedensten Autoren verwenden diverse Synonyme, um die außerordentliche Kleinheit dieser Teilchen zu betonen, so etwa "miniscule" (Le Sage), "tenuous" (Newton), "exceptionally subtle" (Fatio), "infinitely small" (Kelvin), "extremely small", "minute", "tiny", also einfach winzig und viel kleiner als Photonen (Halton Arp, PG 7) und mit sehr geringer Masse (PG 4). Die Gravionen sind im Raum, der von ihnen ausgefüllt ist, zunächst überall gleich verteilt, sie können ihn frei durchdringen und erreichen aus allen Richtungen (isotrop) auch die Erde (mit sekundären Anisotropien werden wir uns später beschäftigen). Schließlich und endlich kommen sie aus dem ganzen uns bekannten Weltall und entsprechen damit einer kosmischen Hintergrundstrahlung, allerdings einer nicht elektromagnetischen, sondern eben gravitativen. Ihre Ausbreitung wurde insofern oft als Strahlung, auch als "fluid" oder "flux" bezeichnet, nur dass dieser Strom nicht wie ein Strahl einlinig gerichtet ist, sondern aus allen Richtungen herkommt, was Autoren wie Kelvin eher an eine Art Gravionen-Gas denken ließ, und zwar an ein Gas mit extrem hoher (maximaler) Eigengeschwindigkeit und großer Reichweite der linearen Bewegungen seiner Partikel. Wenn ich nun noch gefragt werde, wie man diese Gravionenstrahlung feststellen und messen kann, dann bleibt mir zunächst nur die Antwort: an ihren gravitativen Auswirkungen!

Schon Fatio ging davon aus und wurde zunächst von Newton darin unterstützt, dass sich die Gravionen geradlinig und in gleichbleibender Geschwindigkeit fortbewegen (F. van Lunteren, PG 52). Auch Le Sage sah das so und konnte sich nicht die Bemerkung verkneifen über die "Hirnverbranntheit" der auf Descartes zurückgehenden Lehrmeinung von den (Äther)Wirbeln (J. Evans, PG 25). Die Geradlinigkeit der Fortbewegung gilt aber nur für das einzelne Gravion. Von geradlinigen Gravionenstrahlen sollten wir daher nur dann sprechen, wenn die Gravionen, die normalerweise aus allen Richtungen (isotrop) herkommen, ausnahmsweise schon gebündelt in "flashes" ausgestrahlt worden waren oder durch andere Materieeinflüsse wie gegenseitige Abschattung oder durch eine von überdichten Massen bewirkte Totalabschirmung anisotrop geworden sind.